Die BI-Aurachtalbahn veröffentlicht auf ihrer Website einen Bildfahrplan, der einen möglichen Fahrplan zur Durchbindung der Aurachtalbahn von Bruck nach Erlangen Bahnhof zeigen soll.
Anbei meine Anmerkungen zu diesem Bildfahrplan, kopiert aus einem Kommentar von mir in den sozialen Medien.
Probleme dieses Bildfahrplans
Zugfolgezeiten: Die Zugfolgezeiten sind sehr knapp mit zum Teil 2 Minuten, inkl. Kreuzung des Gegengleises. Das sind Zugfolgezeiten, die die S-Bahn-München auf Basis der LZB plant. Dort werden mit optimierter LZB CE Zugfolgezeiten von planmäßig 2 Minuten erreicht, technisch möglich sind 96 Sekunden.[https://de.wikipedia.org/wiki/Zugfolge, mit Belegen][de.wikipedia.org]. Die Seite pro-aurachtalbahn gibt selber 90 Sekunden mit 18 Sekunden Puffer an, diese Angabe in der Wikipedia bezieht sich jedoch auf einen alten Ausrüstungsstand aus den 70ern.[de.wikipedia.org]
Bei Stuttgart 21 plant man mit zwei Minuten Zugfolgezeit und betreibt dazu den Aufwand mit automatischem Zugbetrieb über ETCS, ETCS-Pflicht, detaillierter Optimierung der Blockteilung und besonderen Anforderungen an die Stellwerkstechnik.
Wir reden hier aber über eine Strecke mit PZB mit deutlich längerer Blockteilung und ohne Möglichkeit zur Teilblockbildung. Selbst wenn die 96 Sekunden ebenfalls möglich sind, muss nur ein Zug mehr als 24 Sekunden Verspätung haben, damit dieser Fahrplan in sich zusammenfällt. Die Strecke gilt bereits jetzt als überlasteter Schienenweg.[DB InfraGo, Übersicht der überlasteten Strecken] Auf dicht belegten Strecken plant die DB andernorts nicht ohne Grund mit "optimalen" Zugfolgezeiten von ca. 4 bis 5 Minuten.[DB InfraGo, Plan zur Kapazitätserhöhung der Berliner Stadtbahn, S. 11]
Die Zugfolgezeit mit konventioneller Signalisierung (PZB und Signalen) gibt die DB im Knoten Stuttgart mit 144 Sekunden (2,4 Minuten) im Bereich der S-Bahn-Stammstrecke an. Auf Abschnitten mit höherer Geschwindigkeit, wie sie auch zwischen Erlangen und Fürth gefahren werden, sind es etwas über 200 Sekunden (3,33 Minuten).[DB Netz/Verkehrsministerium Baden Württemberg, S. 8]
Im Bildfahrplan fehlen zudem sämtliche Güterzüge (laut DB InfraGo im Jahr 2021 89 Güterzüge pro Tag).[DB InfraGo, Plan zur Kapazitätserhöhung Gemünden-Fürth-Bamberg, S. 15][deutschlandtakt.de, Netzentwurf Bayern] Die Fahrzeit der beiden Linien FV93 und FV07 ist unstimmig, die Durchfahrt in Erlangen erfolgt im Deutschlandtakt etwa zu den Minuten 26 und 17.
Fehlende Fahrplanpuffer Herzogenaurach - Bruck: Das nächste Problem ist die Fahrzeit und Zugkreuzung in Frauenaurach: 6 bis 7 Minuten nach der Abfahrt aus Bruck nach Frauenaurach kommt von dort der nächste Zug an. Abzüglich der Gleisfreimeldung, Fahrstraßenauflösung, Weichenumlaufzeit und restlicher Fahrstraßenbildung verbleiben vielleicht 5:30 bis 6:30 Minuten für die Fahrzeit beider Züge.
Die Fahrzeit Erlangen Bruck-Frauenaurach beträgt laut DB-Netz mit 5% Puffer 3 Minuten.[trassenfinder.de, NERB->NFRA, LINT 54] 5% Puffer in 180 Sekunden Fahrzeit sind ca. 8,5 Sekunden.
Da die Ausfahrt aus Frauenaurach unter restriktiver PZB-Beeinflussung, vermutlich über eine Weiche im abzweigenden Strang mit 40 km/h erfolgt, geht hier ebenfalls Zeit verloren. Dazu kommt die Einfahrt in Bruck auf HP0 (Halt), da beim Passieren des Einfahrtsignals die Fahrstraße des "kreuzenden" Zuges nach Nürnberg noch nicht aufgelöst sein wird. Dadurch geht ebenfalls Zeit verloren.[DB Netz/Verkehrsministerium Baden Württemberg, S. 20 - S. 21 (Abschnitt 4.6)]
Das heißt, der Fahrplan hätte zwischen zwei Zwangspunkten, die absolute Pünktlichkeit erfordern, keinen bis sehr wenig Puffer.
Damit wären auf der ATB, bei der derzeitigen mangelhaften Betriebsqualität im Netz der DB InfraGo, ständige Verspätungen und Zugausfälle die Folge, weil der Fahrplan praktisch nicht fahrbar sein dürfte.
Wer wissen möchte, wie solche knappen Konstruktionen in der Praxis funktionieren, braucht sich nur die Misere der Breisgau-S-Bahn und die zugehörigen Studien zur Verbesserung der Betriebsqualität durchlesen.[Zweckverband Regio-Nahverkehr Freiburg, S. 33 - S. 51 (Abschnitt 5)]
Lange Anschlusszeiten: Die langen Übergangszeiten von 7/8 Minuten auf den RE von/nach Nürnberg sind nicht optimal (ideal wären ca. 4), ebenso fehlt der Übereckanschluss in Bruck an die S-Bahn von/nach Nürnberg. Durch die schlechteren Anschlüsse dürften die Fahrgastzahlen aus der ederlog-Studie mit diesem Fahrplan nicht erreichbar sein.