Meine Position zum Thema CO2-Emissionen und dem StUB Westast teile ich in zwei Teile:
- wie ich zum Thema CO2-Restbudget stehe.
- eine Begründung, warum ich den Westast und die Wöhrmühlbrücke für unabdingbar halte.
Thema CO2-Restbudget
Aus meiner Sicht sollten ÖPNV-Projekte in Zukunft klimaneutral umgesetzt werden, da sie sich mit fortschreitender Klimaneutralität zunehmend schwieriger amortisieren. Da wir den Ausbau des ÖPNV im Rahmen einer Verkehrswende jedoch benötigen, sind die Projekte selber unabdingbar. Daher ist mein Vorschlag, bei Projekten mit einer realistischen Amortisationsdauer z.B. über den Zeitpunkt 2045 hinaus eine verpflichtende direkte CO2-Kompensation einzuführen. Diese CO2-Kompensation muss dann ebenfalls über das GVFG förderfähig sein. Ein Teil der baubedingten Emissionen wird dabei durch die Sektorziele des Industriesektors zurückgehen. Der andere Teil kann und muss durch technische Maßnahmen kompensiert werden.
Sollte die StUB tatsächlich ein Problem haben, ihre baubedingten CO2-Emissionen zu amortisieren, bin ich dafür, diese technisch zu kompensieren. Das gleiche gilt für den Fall, dass die Kritik an den baubedingten einmaligen CO2-Emissionen weiter zunimmt. Die Möglichkeit dazu existiert in Form von Direct Air Capture-Anlagen bereits jetzt.
Grundsätzlich halte ich es jedoch für schwierig, ein der Verkehrswende dienendes Verkehrsprojekt mit Verweis auf den Klimaschutz abzulehnen. Ohne dieses Projekt wird eine Verkehrswende in ERH und Erlangen deutlich kleinteiliger und schwieriger. Der langfristige Umwelt-Schaden, der durch den Verzicht auf die Wöhrmühlbrücke entsteht, ist absehbar höher als der Nutzen. Und warum führen wir diese Diskussion ausgerechnet bei einer umweltfreundlichen Straßenbahn, aber nicht beim laufenden Ausbau der A3 oder anderer Straßenbauprojekte?
Das StUB-L-Netz ist jetzt fertig geplant. Wir müssen nur mit Ja stimmen, dann kann das Planfeststellungsverfahren starten und anschließend die Bagger rollen. Ein Nein wirft uns planerisch und politisch einige Jahre zurück. Jahre, die wir nicht mehr haben. Das Nein zur Citybahn hat in Wiesbaden zu eben diesem jahrelangen Stillstand geführt (Link zum Vortrag vom 15. Dialogforum).
Westast und Wöhrmühlbrücke
Der größte Teil des Landkreises ERH liegt westlich von Erlangen. Der Landkreis ist dabei sowohl eine der Hauptquellen für Pendelverkehr nach Erlangen, besitzt aber auch starke Pendlerverflechtungen nach Nürnberg, Fürth und innerhalb des Landkreises (Höchstadt (Aisch) und Herzogenaurach). Herzogenaurach ist dabei ein stark ausgeprägtes Pendlerziel sowohl für den Landkreis ERH als auch das Städtedreieck Erlangen, Fürth und Nürnberg. Im Portal zur Pendlerstatistik können die Pendlerströme Gemeinde-genau abgefragt werden.
Um diese Pendlerbeziehungen mit ihren potentiell hohen Fahrgastzahlen im ÖPNV bewältigen zu können, müssen daher auch die Verkehrsachsen in den Westen und Nordwesten Erlangen-Höchstadts auf schienengebundene Verkehrsmittel umgestellt werden. Damit ist grundsätzlich mindestens eine Talquerung und ein Westast erforderlich. Wer den Westast der StUB und die Wöhrmühlbrücke verhindert, verhindert letztendlich eine Verkehrswende im Landkreis Erlangen-Höchstadt.
Der Fahrzeitfaktor, also das Verhältnis aus Fahrzeit im ÖPNV zur Fahrzeit im Pkw, ist oft ausschlaggebend für die Nutzung eines vorhandenen ÖPNV-Angebots.[ADAC2017, S. 4] Dementsprechend ist es sinnvoll, gerade solche Überlandstrecken nicht straßenbündig zu trassieren. Nur dann kann die Straßenbahn an Stau, Unfällen und anderen Störungen vorbeifahren. Hierfür ist innerstädtisch, angesichts der Verkehrsbelastung des Büchenbacher Damms und des Dechsendorfer Damms, die Wöhrmühlbrücke erforderlich.
Ein künftiges, regionales StUB-Netz könnte zum Beispiel so aussehen:
Eigene Darstellung, basierend auf Google Earth:
Legende:
- Rot: Regionalexpress Adelsdorf-Höchstadt (Aisch)-Erlangen, eigene Gleisachse Bruck-Erlangen Bf.
- Hellblau: StUB-T-Netz Herzogenaurach-Erlangen-Eckental/Nürnberg (nur dargestellt bis ca. Stadtgrenze ER/N)
- Lila (Herzogenaurach): Verlängerung des T-Netzes bis zum Freizeitbad Atlantis
- Grün: Nordwestast vom Schulzentrum West über Dechsendorf, Röttenbach, Hemhofen nach Adelsdorf und Höchstadt (Aisch)
- Pink: Abzweig des Nordwestastes nach Weisendorf.
Hinweis: diese Darstellung beruht nur im Falle des StUB-T-Netzes auf konkreten Planungen. Der Rest stellt Ideen meinerseits dar, wobei für den Nordwestast in Erlangen im Flächennutzungsplan eine Trasse eingezeichnet ist.
Ein weiterer Grund für den Bau der Wöhrmühlbrücke sind zudem die Probleme bei den anderen bestehenden Talquerungen:
- Der Dechsendorfer Damm ist nur zweispurig. Für die StUB müsste parallel eine eigene Brücke bzw. eigener Damm erbaut werden, damit sie nicht zusammen mit dem Autoverkehr im Stau steht. Die Einbindung in die Regnitzstadt bzw. an den Bahnhof muss auf Grund der Mindestradien und Mindestbreiten über die Thalermühlstraße erfolgen. Der Dechsendorfer Damm liegt an der Grenze zur engeren Schutzzone eines Trinkwasserschutzgebiets. Damit bedeutet diese Variante einen Eingriff in ein Trinkwasserschutzgebiet und ein Hochwasserschutzgebiet.[stadtumlandbahn.de] Eine Führung durch die Pfarrstraße ist nicht möglich und nicht sinnvoll.[stadtumlandbahn.de]
- Der Büchenbacher Damm ist in einer detaillierten Untersuchung 2023 ausgeschieden, da die Paul-Gossen-Straße mit StUB nicht mehr ausreichend leistungsfähig wäre. Eine Umsetzung der StUB ist dort im aktuellen Rechtsrahmen nicht möglich. Zudem würde der Umwegfaktor für die Erschließung Büchenbachs erhalten bleiben.[stadtumlandbahn.de] Für den Nordwestast liegt der Büchenbacher Damm zu weit südlich.
- Der Herzogenauracher Damm wurde in einzelnen Varianten des FAR-Verfahrens untersucht (z.B. EH-1050), jedoch nie genauer auf technische und verkehrliche Machbarkeit geprüft. Er liegt für eine Anbindung Büchenbachs und des Nordwestastes zu weit südlich.
- Die Wöhrmühlbrücke verbessert zudem die Anfahrt von Einsatzkräften wie Feuerwehr und Rettungswagen in Richtung Alterlangen und Büchenbach.
Damit stellt die Wöhrmühlbrücke für mich, trotz des Eingriffes in das Landschaftsschutzgebiet, die beste Option dar. Zumal das L-Netz beziehungsweise T-Netz nur ein Mobilitätsbaustein unter weiteren ist. Es ist die Grundlage für den weiten Ausbau der StUB in den Landkreis und für innerstädtische Straßenbahnstrecken auf hochbelasteten Buskorridoren. Durch den Bau der StUB werden auch mehr Fahrgäste die verbleibenden Buslinien nutzen, sodass die ein oder andere innerstädtische Buslinie ebenfalls Straßenbahn-würdig wird.
Um ein solches umfassendes SPNV und sÖPNV-Netz in unserer, von starken Pendlerströmen geprägten Region umzusetzen, müssen wir irgendwo anfangen. Dieser Anfang sind das L-Netz mit der Wöhrmühlbrücke und der Ostast.